Freitag, 3. Juli 2020

"after Corona Tour" Tschechien Juni 2020

Da in Deutschland weiterhin die Angst vor dem Killervirus kursiert und in unseren Nachbarländern bereits seit geraumer Zeit wieder der Ball mit Zuschauern rollt, musste man nach über 3 Monaten ohne Fußball Alternativen zu heimischen Geisterspielen schaffen. Daher wurde etwa zwei Wochen vor dem angestrebten Wochenende die Planung aufgenommen, was letztlich allerdings schwieriger als gedacht war. Sollte beim FK Fotbal Trinec in der Woche vor dem geplanten Spielbesuch ein positiver Coronatest für Aufsehen sorgen. Die endgültige Entscheidung ob die Partie beim FK Usti nad Labem stattfinden sollte, wurde erst am Samstag gefällt. Somit musste man in der Woche vor der Tour hoffen, dass es keine weiteren Fälle gibt. Letztlich gab es keine weiteren Meldungen von positiven Test, sodass das Wochenende wie geplant stattfinden konnte. Nur hinter der besagten Partie stand bei Abreise noch ein Fragezeichen. Samstags klingelte der Wecker dann im Morgengrauen, da bereits um 8 Uhr die Abfahrt Richtung Prag geplant war. Letztlich konnte man sich pünktlich auf den Weg machen. Im 9er konnte man es sich mit fünf Nasen auch recht bequem machen, sodass die Fahrt ohne Stau recht schnell abgespult werden konnte. Pünktlich zum Check-in um 14 Uhr wurde das „Airbnb“ erreicht, lediglich die Parksituation stellte sich als problematisch heraus. Letztlich sollte das KFZ in einem Parkhaus abgestellt werden, welches mit umgerechnet 5 € pro Kopf bezahlbar war. Nun stand uns nur noch die Schlüsselbox des Appartements im Weg, welche sich einfach nicht öffnen ließ. Nach dem man es mehrfach vergeblich versucht hatte wurde der Vermieter kontaktiert, letztlich stellte sich heraus, dass er uns den falschen Code mitgeteilt hatte. Mit dem richtigen Code konnte die Schlüsselbox dann im Handumdrehen geöffnet werden und die Bude konnte nach fast einer Stunde warten endlich bezogen werden. Die gemietete Wohnung konnte dann auch überzeugen. 5 Minuten zu Fuß zur Karlsbrücke und Platz für bis zu 9 Personen zu einem fairen Kurs, top. Bei überragendem Wetter wurde dann die Stadt begutachtet und einige Sehenswürdigkeiten abgeklappert, bevor der Weg zur Tram führte, welche uns zum ersten Kick der Tour bringen sollte.

 


In der Nähe des Stadions von Sparta Prag wurde dann von der Tram in den Bus gewechselt, welcher uns letztlich bis vor das „Stadion Juliska“ fahren sollte. In diesem fand die Partie Dukla Praha gegen MFK Chrudim statt. Beim Betreten des Stadions konnte bereits die deutsche Hopperschar ausgemacht werden, welche sich neben bekannten Kleidungsmarken durch diverse Tattoos und Vereinskleidung bemerkbar machte. Letztlich fanden sich 462 Zuschauer ein, wobei gut und gerne die Hälfte der Anwesenden aus Deutschland war. Da zu Beginn der Partie eine unfassbare Schlange den einzigen Klobasa- und Bierstand im Stadion bevölkerte, wurde erstmal eine Runde um das Stadion gedreht und von der Gegengerade die große Haupttribüne abgeknipst. Die Tribüne hat wirklich ein gigantisches Ausmaß und überragt das ganze Stadion, welches allerdings sehr überzeugen konnte.



Lediglich die mangelnde Kulisse trübte die Stimmung beim einzigen Spiel des Tages etwas. Immerhin eine Hand voll Gäste bevölkerten den Rand der Haupttribüne mit einer Zaunfahne und versuchten sich darin, das eigene Team anzupeitschen. Letztlich sollte es aber bei dem Versuch bleiben. Nachdem die Stadionrunde abgeschlossen war, sollte endlich ein kühles Getränk und eine fettige Klobasa in unsere Fressluke wandern. Trotz einer immer noch unfassbaren Schlange wurde sich angestellt. Die Klobasa belohnte dies allerdings. Zum Spiel gibt es nicht viel zu berichten, da keine hochklassige Partie geboten wurde und das Heimteam die kompletten 90 Minuten beherrschte. Letztlich sollte sich Dukla hochverdient mit 3:0 durchsetzen. Nach dem Schlusspfiff wurde per Tram der Rückweg in die Bude angetreten, wo man kurz durchatmen wollte und einen Plan für den restlichen Abend schmiedete. Das Restaurant „Kozlovna Apropos“ bekam letztlich den Zuschlag, da dies nur 6 Minuten zu Fuß von unserer Unterkunft lag und uns im Vorfeld der Tour eine Empfehlung für diesen Laden ausgesprochen wurde. Diese kann ich uneingeschränkt weitergeben. Überragende tschechische Küche zu top Preisen mitten in der Stadt. Auf meinem Teller landete an diesem Abend ein hervorragendes Gulasch mit Knödel, welches wirklich vorzüglich mundete.


Nach dem Essen wurde nochmals etwas durch die Stadt geschlendert um noch einige Schnappschüsse der Stadt im Dunkeln zu schießen. Gegen Mitternacht wurde sich dann in die Waagrechte begeben, um am nächsten Tag fit zu sein. Nachdem ausgiebig Augenpflege betrieben wurde, machte sich der Pöbel gegen 10 Uhr auf den Weg zu dem, im Parkhaus, abgestellten Fahrzeug und damit auf den Weg zum ersten Kick des Tages. Da hier die Wahl letztlich nicht auf den von zahlreichen deutschen bevölkerten Corona-Cup fiel, war Zufall. Allerdings erwies sich die Wahl letztlich als die richtige. Konnte immerhin ein Pflichtspiel mit einer kleinen Tribüne besucht werden. Aufeinandertreffen sollten an diesem Morgen die zweite Elf von Bohemians Prag und der SK Benesov. Bei Ankunft konnten bereits unzählige deutsche Kennzeichen ausgemacht werden und teilweise wurden die gleichen Nasen gesichtet wie bereits einen Tag zuvor. Die Partie bot wenig Spannung, dafür allerdings einige Tore und eine leckere Klobasa konnte ebenfalls, bereits zum Frühstück, vertilgt werden. Bei knapp 30 Grad konnte der Kick bei kühlen Getränken für lau verfolgt werden, was letztlich eine ausgezeichnete Wahl war um ein weiteres Spiel zu kreuzen. Endstand nach 90 Minuten Frühsport 4:1. Somit konnte zufrieden der Weg zum zweiten Kick des Tages angetreten werden. Nur das Ausknipsen der Anzeigetafel mit dem Schlusspfiff sorgte bei einem Mitfahrer für etwas Ärger, da dieser ein ausgeprägtes Fetisch für Anzeigetafeln vorweisen kann. Die etwa einstündige Fahrt Richtung Teplice wurde dann von den deutschen Hopperschweinen in einer Kolonne bewältigt, da nahezu alle den gleichen Weg im Auge hatten. Dort sollte am Nachmittag die Partie zwischen dem FK Teplice und dem FC Fastav Zlin in der Relegationsrunde stattfinden. Am Stadion angekommen, wurde das KFZ kostenneutral auf dem nahegelegenen Parkplatz abgestellt. Auch hier wurden die Tickets im Vorfeld geordert, da man sich unsicher war ob die Tageskasse öffnet. Letztlich sollte dies die richtige Wahl gewesen sein, war die Tageskasse zwar geöffnet, wurde als Ticket allerdings lediglich ein Zettel ausgehändigt der aussah wie ein Kassenbon. Beim Betreten des Stadions „Na Stinadlech“ waren wir etwas verwundert, dass noch kein Mensch den Rasen betreten hatte, da es bereits kurz vor 14 Uhr war. Allerdings waren wir zu diesem Zeitpunkt noch der Annahme, der Kickoff wäre um 14 Uhr. Letztlich wurde uns bewusst, dass wir uns in der Zeit vertan hatten und der Anpfiff der Partie erst um 14:30 Uhr ertönen sollte. Sehr ärgerlich, da uns letztlich die Zeit fehlte im „Travel free Shop“ einzukaufen und wir die Zeit sinnvoll hätten nutzen können. Die ungewollt gewonnenen Zeit wurde dann mit einer Klobasa und einem kühlen Getränk überbrückt, ehe um 14:30 Uhr endlich der Anstoß erfolgte. Auf der Gegengerade zeigte er „Fanclub FK Teplice“ ein kleines Fahnenintro, war dieses zwar nicht der Rede wert, sollte aber immerhin die einzige Fanaktion des Wochenendes bleiben.

 


Über große Teile der Spielzeit wurde von den Teplice Anhängern supportet, war dies zwar nicht wirklich lautstark, aber dennoch zu vernehmen. Gäste waren im Stadionrund nicht aus zu machen. Der Spielverlauf war recht schnell geklärt, zwar hatte der FK Teplice anfangs etwas Zeit benötigt um in Tritt zu kommen, konnte dann allerdings das Spiel deutlich mit 4:1 für sich entscheiden. Am meisten zu überzeugen wusste wohl der Ground, welcher mit drei großen Tribünen und einer kleinen Stehtribüne überzeugte. Letztlich ein recht trostloser Kick, war dies allerdings auch nicht anders zu erwarten und gleichzeitig war wohl jeder Anwesende Hopper mehr als froh Fußball im Stadion zu sehen. Nach dem Abpfiff wurde direkt das Fahrzeug angesteuert und nach einem kurzen Abfahrtsstau wurde der kurze Weg Richtung Usti nad Labem angetreten, wo der vierte und leider auch letzte kick der Tour anstand. Auch dieses Vorhaben taten uns unzählige Hopper aus deutschen Gefilden gleich. Im „Mestsky Stadion“ sollten sich der FK Usti nad Labem mit dem FK Fotbal Trinec messen. Wie oben bereits erwähnt wurde ein Spieler aus Trinec in der Woche vor dem Spiel positiv auf das Covid-19 Virus getestet und die Mannschaft musste sich in Quarantäne begeben. Das Spiel unter der Woche wurde aufgrund dessen bereits abgesagt, somit war es für uns natürlich höchst fraglich ob wir an diesem Sonntag den Kick schauen konnten. Der Verlust des Ticketpreises von 50 Kronen wäre natürlich zu verkraften gewesen, allerdings war die Lust auf Fußball natürlich riesig und die Enttäuschung wäre groß gewesen. Letztlich wurde der Spieler zwei Tage vor dem Spiel nochmals getestet und das Ergebnis fiel zum Glück negativ aus. Somit sollte dem Spiel nichts mehr im Wege stehen und samstags in Prag herrschte dann auch endlich Gewissheit, dass der Kick stattfindet. Am Stadion angekommen wurde des Auto kostenneutral direkt am Stadion abgestellt, da die Schranke am dortigen Parkplatz großzügiger Weise offen stand, was von uns faulen Hopperschweinen selbstverständlich dankend angenommen wurde. Letztlich taten es uns einige weitere Deutsche gleich, wie an den KFZ-Kennzeichen deutlich auszumachen war. Vor dem Betreten des Stadions war, wie auch bei Dukla, Fiebermessen angesagt. Allerdings entstand bei uns allen der Eindruck, dass dies wohl eher eine lästige Pflicht ist, interessierte das Ergebnis nämlich keinen Schwanz. Es wurde nett gelächelt und jeder durch gewunken ohne auf das Ergebnis zu schauen. Beim Betreten des Stadions konnten bereits zwei Trommeln vernommen werden, welche sich sowohl auf den Heimanhang als auch auf die Gäste verteilten. Wobei hier zu erwähnen ist, dass die Gäste mit maximal einer handvoll Tifosi angereist waren. Immerhin wurden einige Zaunfahnen gehisst und etwas supportet. Das Stadion wusste für die zweite tschechische Liga durchaus zu überzeugen. Zwar ist der Ground kein Vergleich zu großen Stadien der ersten Liga, aber dennoch wohl eins der besseren in der zweithöchsten Spielklasse des Landes.


Zur Halbzeit wurde dann auch hier noch die Klobasa getestet, welche auch zu überzeugen wusste. Zwar hat mir persönlich etwas die Würze gefehlt, aber schlecht war der Fettschlauch keineswegs. Auf dem Rasen entwickelte sich über die gesamten 90 Spielminuten ein ausgeglichenes Duell. Die Quarantäne war den Gästen überhaupt nicht anzumerken. So konnten über den Verlauf 6 teilweise sehenswerte Tor bestaunt werden und die Partie endete vor 876 Zuschauern verdient 3:3. Nach Abpfiff wurde noch der Karren vollgetankt, ehe man den Weg Richtung Heimat antrat und die heimischen Gefilden ohne großen Stress gegen 1 Uhr in der Nacht wieder erreicht wurden. Somit bleibt mir nur zu sagen, Fahrt zu den Tschechen, dort kannst du noch Mensch sein!


Bilder: persönliches Archiv

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