Freitag, 10. Juli 2020

Wien September 2018

Da die Betzebuben ihr Heimspiel gegen die Kölner Fortuna erst am Montag bestreiten sollten, wurde bereits bei Bekanntgabe der Terminierung nach Optionen für dieses Wochenende gesucht. Da Wien schon länger auf der Liste war und an diesem Wochenende das 327. Wiener Derby auf dem Programm stand, wurde nicht lange gefackelt. Kurz die Flugpreise abgerufen und der Button "Buchen" wurde auf der Seite von Austrian Airlines betätigt. Da meine Angebetete allerdings von München anreisen musste, bewegte sie die Deutsche Bahn, welche innerhalb von vier Stunden von der bayerischen Landeshauptstadt in die Hauptstadt Österreichs verkehrt. Am Samstag dann bei Morgengrauen in Richtung Flughafen Frankfurt aufgebrochen, wo der Vogel der Lufthansa Tochter auf mich warten sollte. Nachdem die Sicherheitskontrolle problemlos gemeistert wurde, war noch reichlich Zeit, weshalb ich mich noch mit etwas zu trinken eindeckte, ehe ich zum Gate stiefelte. Am Gate angekommen, kam mir das gebotene Szenario bereits etwas suspekt vor. Es war zwar noch etwa eine halbe Stunde Zeit bis das Boarding starten sollte, allerdings war hier keine Menschenseele vorzufinden. Kurz darauf folgte dann die Ernüchterung, nach einem Blick auf das Handy. Mein Flug mit Austrian Airlines um 9:50 Uhr wurde gestrichen. Also begab ich mich einmal vom Gate zum Schalter von Lufthansa, welcher solche Angelegenheiten regelt. Dort angekommen bildete sich bereits eine unfassbare Schlange an Menschen denen dasselbe Schicksal wie mir vergönnt war. Traumhaft! Während ich mich in die Schlange einreihte, bekam ich zwischenzeitlich eine SMS mit der Info man hätte mich auf den Flug um 17:50 Uhr umgebucht. Entsprechend hätte ich 7 Stunden am Flughafen gammeln müssen. Wenn gleich dies natürlich bedeutet hätte, dass ich mit der Rückerstattung durch das Fluggastrecht meine Tour finanziert hätte, war die Motivation den ganzen Tag am Flughafen zu verbringen einfach nicht vorhanden. Nachdem ich nach knapp einer Stunde in der Schlange anstehen endlich am Schalter war, wurde mir von der blonden Dame mittgeteilt, dass Sie keinen anderen Flug für mich hätte als der bereits mittgeteilte um 17:50 Uhr. Dies wollte ich nicht akzeptieren und habe ihr zu verstehen gegeben, dass ich dies nicht akzeptieren werde. Plötzlich hatte Sie einen Flug um 15:50 Uhr für mich, was immerhin zwei Stunden weniger warten bedeutet hätte. Ich akzeptierte und forderte Sie auf mir gleich meine Verzehrgutscheine auszudrucken. Was Sie auch tat. Zwar etwas knurrig aber ich hatte immerhin das was ich wollte. Gleichzeitig war mir allerdings klar, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen war. Daher habe ich erst einmal die Verzehrgutscheine in kalte Coke umgewandelt und habe mich dann in die Sonne gechillt. Plötzlich saß am Schalter neben mir eine Dame in Lufthansa Uniform, welche ich gleich ansprach und ihr mein Problem schilderte. Sie bestätigte mir, dass im Flug um 11:20 Uhr noch ausreichend Plätze frei sind. Also habe ich mich erneut zum Schalter begeben und habe nochmals mein Problem geschildert. Das ich ausgerechnet an diesem Tag um 14 Uhr einen wichtigen Businesstermin in Wien hatte, war natürlich ein sehr blöder Zufall. ;-) Allerdings half auch dies im ersten Moment nicht und ich verlangte den Chef dieses Saftladens. Als dieser endlich aufgetaucht war, habe ich ihm geschildert, dass ich um 14 Uhr einen wichtigen Termin in Wien hätte und daher zwingend den Flieger um 11:20 Uhr nehmen muss. Er bat um einen kurzen Moment Geduld und verschwand im hinteren Büro. Plötzlich kam er mir entgegen und streckte mir eine Bordkarte in die Hand, in der mein Platz in der Business Class um 11:20 Uhr aufgedruckt war. Merci und ciao dachte ich und begab mich zum Gate. Also ragazzi immer hartnäckig bleiben. Am Gate wartete bereits der LH-Bomber auf mich, welcher mich super bequem bei dem ein oder anderen Kaltgetränk nach Wien beförderte. In Wien dann mit rund zwei Stunden Verspätung angekommen, wurde direkt der Zug Richtung Zentrum bestiegen, welcher mich mit einem Umstieg zum Hauptbahnhof beförderte. Dort befand sich unsere Bude für dieses Wochenende. Beherbergen sollte uns das A&O Hostel, welches auch mein Gepäck in Empfang nehmen sollte. Da meine bessere Hälfte bereits seit einigen Stunden in Wien verweilte und bereits das „Schloss Schönbrunn“ ohne mich besuchen musste, begab ich mich ohne Umwege in die Stadt, wo sie sich bereits mit einer Freundin getroffen hatte, welche in Wien wohnt. Nachdem wir noch etwas durch die Stadt schlenderten, begaben wir uns nochmals zum Hotel um unser Zimmer zu beziehen und uns etwas frisch zu machen. Nachdem dies erledigt war, begaben wir uns Richtung Stephansdom, wo unweit des Doms das berühmte Lokal „Figlmüller“ auf uns warten sollte. Hier sollte uns zum Abendmahl echtes Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat und Preiselbeeren kredenzt werden. 


Da das Lokal auch von vielen Einheimischen besucht wird, herrscht nicht umsonst das Gerücht, dass hier das beste Wiener Schnitzel der Welt serviert wird. Absolute Empfehlung bei einem Besuch in Wien!!! Nach dem Abendmahl begaben wir uns zurück zum Hotel, da wir durch die stressige Anreise doch etwas müde waren. Daher wurde nur noch etwas der TV bemüht, ehe wir uns in die Waagrechte begaben. Am nächsten Morgen wurde nach dem Frühstück direkt in die Stadt aufgebrochen, wo vor dem Derby noch etwas Kulturprogramm abgespult werden sollte. Angefangen auf dem „Wiener Prater“ begab man sich ohne eine maßlos überteuerte Fahrt mit dem Riesenrad in Richtung Innenstadt und der „Spanischen Hofreitschule“. Da meine Angebetete natürlich die Spuren von der berühmten Kaiserin „Sissi“ verfolgen musste, wurde im Café der ehemaligen Haus und Hof Bäckerei noch ein überteuerter Kaffee getrunken, ehe man sich noch eine Kugel Veilcheneis auf der Hand gönnte. Im Übrigen gibt es diese Eis-Sorte nur in Wien, da dies die Lieblingssorte der Kaiserin „Sissi“ war. Nachdem die Reise in die Vergangenheit abgespult war, wurde nochmals der Dom etwas genauer und im hellen begutachtet, ehe man die U-Bahn bemühen sollte um nochmals zum Hotel zu fahren.


Am Hotel nochmal etwas frisch gemacht und die wertlosen Print@Home Tickets geschnappt, begaben wir uns Richtung Fußball. Endlich Derby. Bereits bei der Anreise konnte man den Reiz dieses Stadtderbys spüren. Am Stadion angekommen wurden erst einmal die ersten Graffiti begutachtet, ehe wir uns recht schnell ins Innere des Stadions begaben. Hier war schon mächtig was los und bereits jetzt war auf Seiten von Rapid die Vorbereitung für eine Choreo auszumachen. Im Gästeblock war allerdings noch Luft, was sich bis zum Kickoff noch änderte. Besonders ins Auge stach wie viele Normalos mit „Ultras Rapid“ Schals um Klamotten durch das Stadion tingelten. Zum Intro Rapid dann mit einer zweiteiligen Choreo, welche zuerst aus grün weißen Papptafeln in einem Bogenmuster bestand und dann in eine Blockfahne überging, welche ebenfalls einen Bogen darstellte. Darauf war dann ein Gott zu sehen und über ihm das Rapid Logo. Passend dazu stand auf dem Spruchband „ein Geschenk der Götter“.


Im Gästeblock wurde ebenfalls mit einer Choreo gestartet, welche aus einer Blockfahne und weißen Folienfahnen bestand. Beide Aktionen waren durchaus gelungen, wobei die Choreo von Rapid hier das geschlossenere Bild abgab. Während der Partie Rapid mit sehr starkem Support. Hin und wieder stieg das ganze Stadion mit ein und trotz unserer Nähe zum Gästeblock, war dieser nur selten zu vernehmen. Rapid dann während der ersten Halbzeit mit einigen Spruchbändern, welche u.a. wohl auf ein Match anspielten, was die Austria scheinbar ausschlug. Zur zweiten Halbzeit dann beide Kurven mit reichlich Pyro, was sich in der zweiten Halbzeit auf Seiten von Rapid weiterhin so zeigen sollte. Pünktlich zur Rapid Viertelstunde zischte es wieder gewaltig in der Heimkurve und etwa 30 Bengalen erblickten das Licht der Welt. Malerisch.


Auf dem grünen Geläuf wurde über 90 Minuten ein ausgeglichenes Spiel abgeliefert, welches die Austria letztlich mit 0:1 für sich entscheiden sollte. Allerdings sollte die an diesem Nachmittag eine untergeordnete Rollen spielen, da man weniger wegen dem Kick auf dem Rasen hier anzutreffen war. Ohnehin sollte man in Österreich keinen hochklassigen Fußball erwarten. Nach Abpfiff begaben sich beide Teams in die Kurven und verabschiedeten sich dann in die Katakomben. Allerdings sollte dieses Derby hier noch nicht zu Ende sein. Da der untere Teil des „Block West“ noch sehr geschlossen anzutreffen war, hatte ich bereits die Vermutung, dass hier heute noch etwas zum besten gegeben werden sollte. Letztlich sollte ich recht behalten, da plötzlich etwa 20 vermummte Rapidler ein Tor zum Innenraum aufbrachen und in Richtung Gästeblock stürmten. Allerdings waren anfangs lediglich eine handvoll entschlossen genug bis vor den Block der Austrianer zu rennen, was sich allerdings dann im Laufe änderte. Letztlich waren gut 30 motivierte Rapidler vor dem Gästeblock, welche lediglich von verzweifelten Ordner versucht wurden zurück zu schicken. Auch eine Leuchtspur wurde dabei in Richtung des verhassten Stadtrivalen geschossen, was von den Gästen allerdings in keiner Weise erwidert wurde. Lediglich sinnloses Gepöbel in der ersten Reihe war hier auszumachen. Das Spektakel zog sich etwa 5 Minuten, ehe die ersten Bullen eintrafen und sich der grün weiße Mob wieder zurückzog. Gute Aktion auf jeden Fall.


Nachdem die Bullen nach gefühlt einer Ewigkeit mit hunderten Ottos angerückt waren und das Spektakel längst vorbei war, begaben wir uns auf den Heimweg. Am Hauptbahnhof wurde dann noch ein abendliches Mahl verzehrt, ehe man sich zum Hotel begab und die Taschen auch schon wieder gepackt werden mussten. Schließlich ging bereits am nächsten Morgen um 9 Uhr der Vogel Richtung Frankfurt, welcher uns diesmal mit nur etwa 30 Minuten Verspätung in Frankfurt ausspucken sollte. Am Abend wurde dann noch das Heimspiel gegen Fortuna Köln geschaut und die Tour bei Bierchen und Stadionwurst ausklingen gelassen.

Bilder: persönliches Archiv

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