Freitag, 14. August 2020

Straßburg Juli 2019

Da ich mir mit meiner besseren Hälfte über meinen Geburtstag ein langes Wochenende genehmigte, sollte an diesem auf jeden Fall der Ball rollen. Nach dem die 3. Liga terminiert wurde, war allerdings klar, dass eine größere Tour nicht realisierbar war, da der FCK samstags beim Dorfklub in Großaspach gastieren sollte. Entsprechend wurde sich nach Alternativen umgesehen, damit man samstags im Heimatdorf von Andrea Berg aufschlagen konnte. Da der RC Strasbourg donnerstags an meinem Geburtstag in der Qualifikation zur Europa League gegen Maccabi Haifa antreten musste, wurde kurzerhand ein Tagestrip in das Elsass geplant. Am besagten Donnerstag wurde dann bereits in der Früh das eigene KFZ gesattelt und der etwa anderthalb-stündige Weg Richtung Straßburg unspektakulär abgespult. In der Stadt angekommen, wurde das KFZ direkt auf einem P+R Parkplatz im Stadionumfeld abgestellt, ehe man sich mit der Straßenbahn in Richtung Zentrum bewegte. Da die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln im Ticketpreis bereits enthalten waren, konnten wir die gut vier Kilometer problemlos und kostenneutral bewältigen. Die Tickets für den abendlichen Kick wurden bereits im Vorfeld online geordert, da sich eine ausverkaufte Hütte abzeichnete und man keinesfalls vor den Stadiontoren verweilen wollte. Im Zentrum wurde dann erstmal der ein oder andere Shop abgeklappert, ehe man zum Kulturprogramm überging. Am „Straßburger Münster“ begonnen, musste die Besichtigung des Gotteshauses erst noch einmal verschoben werden, da sich vor dem Eingang große Schlangen bildeten und man keinesfalls bei gut 30 Grad Celsius in der brütenden Hitze ausharren wollte. Entsprechend wurde der Weg fortgesetzt und man schlenderte etwas durch die Gassen. Letztlich bewegten wir uns über die sehenswerte Insel „Grande Ile“ weiter zur Steinbrücke „Barrage Vauban“ bis ins weltberühmte und zauberhafte Viertel „La Petite France“, welches durch sehenswerte Fachwerkhäuser und unfassbaren Charme besticht.


Nach dem wir das für mich schönste Viertel von Straßburg hinter uns gelassen hatten, wurde am Fluss „lll“ eine kurze Pause vorgenommen und man konnte zur Abkühlung eisgekühlte Coke zu einem fairen Kurs erwerben. Nachdem die Uhr mittlerweile die Mittagszeit deutlich überschritten hatte und das Münster um 13 Uhr wieder für Besucher öffnen sollte, wollten wir pünktlich zur Öffnung vor Ort sein, um die lange Schlange zu umgehen. Dort angekommen bildete sich langsam wieder eine Schlange, in welche wir uns dann einreihten, da diese maximal halb so lang war wie am Morgen. Zu unserer Überraschung ging es dann bei Öffnung der Tür auch alles schnell und wir mussten zum Glück nicht ewig in der mittlerweile wieder unglaublich langen Schlange verharren. Daher konnte dieses Vorhaben einmal mehr als Volltreffer verbucht werden. Im Inneren des Münsters gibt es aus meiner Sicht nicht sonderlich viel zu sehen. Zwar ist die Kirche durchaus schön, allerdings nichts was man nicht schon mal gesehen hätte. Wirkt das Gebäude von außen sehr pompös und unfassbar gewaltig, konnte es mich vom Inneren nicht wirklich überzeugen. Nach dem wir das Münster wieder verlassen hatten, wurde sich in der Mittagssonne noch ein leckeres Eis gegönnt. Bevor wir allerdings zum „Stade de la Meinau“ aufbrachen, wollten wir noch etwas zwischen die Backen bekommen, da es mittlerweile Nachmittag wurde und wir seit dem Frühstück nichts mehr handfestes zu uns genommen hatten. Den Zuschlag sollte letztlich das Brauhaus „Au Brasseur“ bekommen, welches uns neben selbstgebrautem Bier, in diversen Sorten, leckersten Elsässer Flammkuchen in die Mägen zauberte. Das Ganze bekam man zu einem mehr als fairen Preis geboten. Wanderten letztlich für zwei Flammkuchen ein dunkles Bier und drei Coke gerade einmal etwa 20 € in die Tasche des Lokales. Nachdem wir gut gesättigt waren, wurde dann letztlich der Weg Richtung Stadion angetreten, obwohl noch ein deutlicher Zeitpuffer bis zum Anpfiff der Partie auf der Uhr stand. Letztlich wurde dann noch ein kurzer Stopp am Fahrzeug vorgenommen, welches in unmittelbarer Nähe zum Stadion abgestellt war. Mit Öffnung der Stadion Tore wurde dann letztlich das „Stade de la Meinau“ betreten. Bereits seit dem Jahr 1906 wird auf diesem Platz Fußball gespielt. Im Jahr 1914 errichtete der „FC Neudorf“, welcher ein Vorgängerverein des RC Strasbourg war, die erste Zuschauertribüne. Der bisherige Zuschauerrekord beträgt 44.566 Zuschauer, welcher bei der Vorrundenpartien zu Europameisterschaft 1984 zwischen Deutschland und Portugal aufgestellt wurde. Heute waren etwas mehr als die Hälfte der damals anwesende Zuschauer vorstellig, was nicht zuletzt an der mittlerweile geringeren Stadionkapazität liegt. Da das Stadion im Jahr 2021 großen Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen zum Opfer fallen wird, sollte jeder der bisher sein Kreuz hier noch nicht gesetzt hat, dies schnellstens tun. Da es im Fahrzeug brütend heiß war dachte man, es wäre im Stadion besser auszuhalten. Letztlich war es dort ebenfalls nicht viel besser, da sich die erworbenen Sitzplätze gegenüber des Gästeblocks in der prallen Sonne befanden. Allerdings sollten sie uns im Laufe des Abends immerhin noch einen überragenden Sonnenuntergang über dem Stadiondach ins Gesicht zaubern.


Letztlich hätte man einfach länger in der Stadt verweilen sollen um sich das ein oder andere Kaltgetränk mehr in den Hals zu stellen. Sei es drum, wir hatten nun keine andere Möglichkeit mehr als uns im Stadion das ein oder andere Kaltgetränk zu gönnen und uns noch etwas unterhalb der Tribüne im Schatten aufzuhalten. Etwa eine Stunde vor Kickoff konnte dann auch erste Bewegung auf beiden Seiten vernommen werden. Auf der Seite von Straßburg rund um die Gruppe „Ultras Boys“, welche seit Jahren eine Freundschaft zum Karlsruher SC pflegen, konnten Vorbereitungen für eine Choreo vernommen werden. Der Gästeblock füllte sich auch langsam und die Ultragruppen aus Haifa gaben sich langsam die Ehre. Die Ultragruppen „Green Apes“, „Ultra Boys“ und „Inferno Verde“ flaggten im Gästekäfig auch bereits rechtzeitig an. Bereits etwa eine halbe Stunde vor Spielbeginn füllte sich das Stadion zunehmend und im Gästeblock wurde auch schon mit dem Support losgelegt. Was man hier bereits vor Anpfiff auf die Lauscher bekam, war allererste Sahne und machte definitiv Bock auf mehr. Zum Intro dann auf Seiten von Straßburg eine kleine Choreo, welche sich eher als Chaosintro bezeichnen lässt. Wurden über die Kurve blau-weiße Bänder gespannt und auf Kommando Konfetti und Papierrollen geworfen. Abgerundet wurde das Ganze mit einem Spruchband auf dem „l´ europe sur le terrain l argentine dans les gradins“ stand. Übersetzt bedeutet das ganze so viel wie Europa auf dem Feld und Argentinien auf der Tribüne. Auf Seiten von Maccabi Haifa wurde zum Intro eine nette Pyroshow mit etwas Rauch und einigen Fackeln geboten, nichts überragendes, dennoch ist das Hopperschwein immer zufrieden wenn es brennt.


Im Verlaufe der Partie die Heimkurve dann mit sehr starken Support, was allerdings auch am Spielverlauf lag. Dennoch waren die Gäste immer wieder gut zu vernehmen und konnten sich besonders nach dem Führungstreffer in der 39. Spielminute deutlich Gehör verschaffen, was wohl auch in der Heimkurve zu vernehmen war. Die Führung sollte allerdings nicht lange halten, denn noch vor dem Pausentee, welcher bei diesen Temperaturen wohl eher ein kühles Wasser war, konnten die Hausherren per Elfmeter auf 1:1 stellen. Nach Wiederanpfiff war von den Gäste spielerisch nichts mehr zu sehen, was den Gästeblock allerdings überhaupt nicht interessierte. Die Stimmung im Gästekäfig war dennoch am Siedepunkt. In der Heimkurve wurde dann nach dem Führungstreffer, direkt nach Wiederanpfiff mächtig am Lautstärkeregler gedreht und das ganze Stadion war förmlich am Kochen. Spätestens nach dem 3:1 hob das Stadion dann förmlich ab, was auch gleichzeitig der letzte Treffer des Abends war. Nach Abpfiff wurde die Mannschaft von Maccabi trotz der Niederlage von ihren frenetischen Anhängern gefeiert, welche bis weit nach Spielende Ihre Gesänge in den dunklen Abendhimmel von Straßburg schmetterten. Für uns ging es dann zum unweit des Stadions geparkten KFZ, welches uns nach einem etwas nervigen und langwierigen Abfahrtsstau ohne Probleme in die eimische Pfalz beförderte.

Bilder: persönliches Archiv