Mittwoch, 29. April 2020

Tschechien Oktober 2019

Da unser glorreicher FCK sein Pflichtspiel in der Karl Marx Stadt erst am Sonntag bestreiten sollte, entschied man sich einen Trip in die tschechische Hauptstadt in Angriff zu nehmen. Zuerst sollte das Topspiel der tschechischen Liga in Pilzen angesteuert werden, was allerdings gecancelt werden musste, da der Kick sich mit unserem Gastspiel beim Chemnitzer FC überschneiden sollte. Schnell wurde die Planung vorangetrieben und die Autobesatzung war zügig vollständig, sodass man samstags gegen 4 Uhr in der Früh, den Weg Richtung Prag in Angriff nahm. Die fünfstündige Fahrt wurde für den Verzehr der ersten Kaltgetränke genutzt und ging zügig von satten, ehe man bei Morgengrauen die Tschechische Grenze erreichte. Am Grenzübergang wurde dann noch der ein oder andere Taler in tschechische Kröten gewechselt, um ausreichend Bier und Klobasa zu vertilgen. Kurzzeitig geriet der erste Kick des Tages in große Gefahr, da man kurz vor Prag eine Vollsperrung in Kauf nehmen musste und zwischenzeitlich bereits mit der Suche nach alternativen Routen beschäftigt war. Da wir die Zeit bis zur Weiterfahrt irgendwie überbrücken mussten, wurde auf der Autobahn noch der ein oder andere Schabernack betrieben ehe die Vollsperrung schneller als gedacht aufgelöst wurde und die Fahrt gen Prag fortgesetzt werden konnte. Den nächsten Stau über die Landstraße gekonnt umfahren, konnte Prag zum Glück noch rechtzeitig erreicht werden und man war mit Anpfiff am „Stadion Evžena Rošického“ angekommen. In besagter Stadionperle fand die Zweitliga Partie zwischen dem FK Slavoj Vysehrad und dem FC Sellier & Bellot Vlasim statt. Bei der ersten Sicht auf die traumhaften Flutlichtmasten drehte der Mob völlig frei und man hätte meinen können, eine tschechische Schönheit hätte ihre dicken Titten in die Scheibe gestreckt. Allerdings waren die Flutlichtmasten, wie das gesamte Stadion wirklich ein Traum. Schön alt und am Zerfallen, da schlägt das Herz höher.

Mit knurrendem Magen wurde der Ground für schmale 100 Kronen geentert, allerdings folgte nun die erste und zum Glück auch einzige Enttäuschung des heutigen Tages, es gab keine vor Fett triefende Klobasa. Das kannst du dir nicht ausdenken. Es wurden lediglich eine Art Bockwurst aufgetischt, welche man gekonnt links liegen ließ. Das „Stadion Evžena Rošického“ entschädigte dafür allerdings, denn das Stadion war von 2000 bis 2008 die vorrübergehende Heimat des Tschechischen Top Clubs Slavia Prag, da das heimische „Stadion Eden“ die Auflagen für die erste Liga nicht mehr erfüllen konnte. Erbaut wurde das Schmuckstück bereits im Jahre 1935 und fasste ursprünglich 50.000 Zuschauer. Die Kapazität wurde über die Jahre allerdings verringert, da Stehplätze für mehr Sitzplätze weichen mussten. Noch heute wird in diesem Stadion das Endspiel des Tschechischen Pokals ausgetragen. Zum Spiel selbst gibt es nicht viel zu berichten. Interessiert doch eh keine Sau. Der geneigte Fußballtourist fährt an die Moldau um Mensch zu sein. Für die Statistik sei so viel gesagt, die Gastgeber gingen in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit durch einen zweifelhaften Elfmeter in Führung, ehe die Gäste in der 75. Spielminute ebenfalls durch einen Foulelfmeter ausgleichen konnten. Im weiteren Spielverlauf plätscherte der Kick vor ca. 200 Zuschauer weiter vor sich hin, ehe die Gastgeber durch ein sehenswertes Solo den Siegtreffen zum 2:1 erzielen konnten. Nach Abpfiff wurde direkt der Weg Richtung KFZ angetreten, welches für lau direkt vor dem Eingang geparkt werden konnte. Da vor dem zweiten Kick des Tages das Auto am Hotel geparkt werden sollte, wurde direkt die kurze Fahrt Richtung Innenstadt angetreten. Dort sollte uns ein überragendes Appartement in Empfang nehmen, welches das Web zu einem fairen Kurs ans Licht brachte. Leider gestaltete sich die Parkplatzsuche etwas schwierig, weshalb man sich spontan dazu entschied den zweiten Kick doch mit dem Auto anzusteuern und nicht wie geplant mit der Bahn, da der Anpfiff sonst in Gefahr geraten wäre. Am Stadion angekommen konnte das KFZ für lau in einer Seitenstraße abgestellt werden. Bereits beim Vorbeifahren konnte man erahnen, dass hier nun etwas mehr los ist als bei dem ersten Kick, der eine wirklich trostlose Kulisse bot. An der „eFotbal Arena“ angekommen, konnte endlich die erste vernünftige Eintrittskarte der Tour erstanden werden. Wie bereits beim vorherigen Zweitligakick wurden auch hier 100 Kronen zum Passieren der Stadiontore fällig. Der Ground war mitten in der Stadt in einem kleinen Park gelegen, was ein absolut geiles Flair zauberte, da die Gegengerade an verschmierte Hauswänden angrenzte und von der überdachten Haupttribüne mit Flutlichtmasten eingerahmt wurde. Die Partie zwischen dem FK Viktoria Zizkov und dem FC Zbrojovka Brno sollte, wie bereits erahnt, einen etwas höheren Unterhaltungsfaktor bieten. Im Stadion angekommen konnte bereits ein gut beflackter Gästeblock bestaunt werden, welcher mit ca. 100 Gästefans bestückt war. Die Heimseite wurde etwa von 20 supportwilligen Atzen bevölkert welche mit einer Trommel und ein paar Gesängen hin und wieder auf sich aufmerksam machten. Der eingetreten Hunger konnte auch endlich gestillt werden und so wurde endlich die erste Klobasa des Tages verzehrt. Für schmale 55 Kronen bekam man wirklich ein herausragendes Exemplar der fettigen Köstlichkeit geboten.


Das Spielniveau zeigte auch einen deutlichen Anstieg gegenüber der ersten Partie des Tages, was sich ebenfalls im Gästeblock bemerkbar machte. Der Gästehaufen über die gesamten 90 Minuten mit durchgängigem Support und teilweise einer sehr guten Lautstärke. Zwar blieb das Spiel bis zur 70. Minute ohne echtes Highlight, allerdings erzielten die Gastgeber dann durch einen weltklasse Freistoß aus 25 Metern den goldenen Treffer des Tages. Im weiteren Verlauf der Partie sollte nichts mehr anbrennen und so entschied man sich vor Abpfiff noch eine Klobasa zu vernaschen, ehe man den Weg zum Hotel antrat und die Parkplatzsuche endlich erfolgreich gestaltet werden konnte. Am Hotel angekommen sollte zunächst das Apartment bezogen werden, welches für schmale 30,00 € pro Nacht und Nase zu Buche schlagen sollte. Allerdings muss man erwähnen, dass die Bude durch eine Top Einrichtung und eine weltklasse Lage glänzen konnte. So sollte man zum letzten Kick des Tages nur lediglich 10 Minuten zu Fuß haben. Natürlich war selbst dieser Fußweg für zwei der Reisenden schon viel zu viel des Guten und man fuhr lieber für lau mit der Tram, welche direkt vor dem Apartement halten sollte. Ehe der Weg zum letzten Ground des Tages angetreten werden sollte, entschied man sich noch für den ein oder anderen Gerstensaft in den eigenen vier Wänden. Das Highlight der Tour sollte dann folgen, denn in der „Generali Arena“ von Sparta Prag sollte an diesem Abend das kleine Derby gegen die Bohemians stattfinden. Bereits im Vorfeld der Partie wurden die Tickets per Print@Home gesichert, da vor Ort nur noch Karten für die Hintertortribüne, neben dem Gästeblock, verfügbar sein sollten. Im Stadion angekommen, wurde sich erstmal mit dem nötigen Bierchen versorgt, was im Vergleich zu den beiden vorherigen Spielen fast teuer erschien. Aber man will ja nicht meckern, ein Ticket in der Kategorie eins für umgerechnet 12,00 € konnte dann schon über den wahrlos überteuerten Bierpreis hinwegsehen. Kurz vor Anpfiff wurden dann die erstandenen Plätze eingenommen, welche direkt unterhalb der Heimkurve lagen, welche sich im Oberrang befindet. Zum Intro wurde auf Seiten der Bohemians eine kleine Choreo mit einem Känguru gezeigt, dass mit geballten Fäusten zum Kampf bereit war. Nicht nur mit dieser Aktion konnte der Gästehaufen an diesem Abend überzeugen.


Auf Seiten von Sparta wurde lautstark mit einem Fahnenmeer in die Partie gestartet. Bereits in der 4. Spielminute konnten die Hausherren durch die löchrige Abwehr der Gäste zur 1:0 Führung einnetzen. In Folge der frühen Führung kamen die Gäste etwas besser in die Partie, was allerdings an diesem Abend nicht in Zählbares umgemünzt werden konnte. Der gut aufgelegte Heimblock auf Seiten von Sparta Prag konnte in Folge der frühen Führung mit Lautstärke und einem abwechslungsreichen Liedgut punkten. Bereits in der 31. Spielminute klingelte es erneut im Kasten der Bohemians und Sparta erhöhte verdient auf 2:0. Noch vor der Halbzeit zeigte die Heimkurve eine kleine Pyroshow bestehend aus Rauch in den Vereinsfarben rot, gelb und blau. Eine gute Aktion, welche durchaus Lust auf mehr machte, welche in der zweiten Halbzeit noch folgen sollte.


Aber der Reihe nach. Nach Beginn der zweiten Halbzeit verlief das Spielgeschehen unverändert und Sparta erhöhte folgerichtig in der 53. Spielminute auf 3:0, ehe in der 71. Minute der letzte Treffer des Tages zum 4:0 Endstand erzielt wurde. In Folge des Treffers wurden bereits die Zaunfahnen in der Heimkurve eingepackt, was uns erst vermuten ließ, dass hier noch ein Date mit den Gästen folgen sollte. Allerdings wurden in Folge zwei Fahnen präsentiert, welche in einem Meer aus roten Fackeln dem Feuer zum Opfer fallen sollten. Dazu wurden mehrere Böller gezündet. Im Nachgang der Partie wurde klar, dass hier eine bedeutende Fahne der Fanszene von NAC Breda präsentiert wurde, welche die Fahne des ältesten Fanzines der Niederlande gewesen sein sollte.


Nach der Partie wurde der Heimweg gen Apartment angetreten, wo ein Schlachtplan für den restlichen Abend ausgeknobelt werden sollte. Nach kurzer Zeit war klar wir brauchen ein Lokal welches uns die besten tschechischen Spezialitäten bietet. Leider blieb diese Suche erfolglos, da es Samstagabend war und alle Lokale restlos überfüllt waren. Letztlich ließ man sich zu einem Döner hinreißen, welcher absolut widerwärtig war und nicht schlechter als gammliges Toast schmeckte. Immerhin sorgte der Konsum von ausreichend „scharf“ auf dem Döner eines Mitfahrers für anständiges Gelächter in unseren Reihen und der Abend wurde bei dem ein oder anderen Bier gemütlich ausklingen lassen. Am folgenden Morgen hatten wir den Luxus für ein Auswärtskick im Osten mal nicht mitten in der Nacht den Weg antreten zu müssen und so wurde bis 8 Uhr Augenpflege betrieben. Auf dem Weg gen Karl Marx Stadt wurde noch die ein oder andere Besorgung im Duty Free Shop getätigt, bei welcher man allerdings auf Grund von Zeitproblemen auf den Besuch des örtlichen Asiamarktes verzichtete. Nach unserem glorreichen Versagen beim CFC konnte die Pfalz am Abend ohne Vorkommnisse erreicht werden und ein gutes Wochenende fand sein Ende, ehe man am nächsten Morgen wieder auf der Maloche vorstellig wurde.


Bilder: persönliches Archiv